Friday, September 28, 2007

Billard und informal settlements

Ob ihr es glaubt oder nicht, gestern waren wir aus! Und nach dem ersten 0,5er Bier habe ich den Alkohol schon gespuert und traff die Billardkugeln nicht mehr wirklich ;)
Es folgten ein weiteres Bier und ein Gin- Tonic. Man kann ja auch nicht nein sagen, wenn man eingeladen wird...
Es war eine sehr witzige Runde, Pawel, ein Freund einer Freundin von Anja und ein Paerchen.
Passend zu meinem Post von gestern holte Pawel uns an der Res. ab und meinte wir muessen die anderen auch mitnehmen, weil ihr Auto vor ein paar Tagen geklaut worden ist.

Auf jeden Fall tat es sehr sehr gut mal wieder unter Leuten zu sein!

Heute war Anjas letzter Tag in der Arbeit, deshalb gab es Kuchen und Muffins und gerade koechelt oben in der Kueche lecker Curry! Es gibt heute Bunnys zu Mittag: Ausgehoehltes Brot, in das das Curry gegeben wird, anschliessend wird es wieder mit dem Brotinneren gefuellt und dann gegessen. Eine Durbaner Spezialitaet!

Mpume, eine unserer Kolleginnen konnte nicht beim Kaffee und Kuchen teilnehmen, sie war auf einem Marsch, den die DDP mitorganisiert hat.
Es gibt in den groesseren Staedten hier sogenannte informal settlements. Menschen aus den laendlichen Gegenden ziehen in die Staedte, besonders nach dem Ende der Apartheid kamen viele Leute so in die grossen Zentren. Waehrend der Apartheid war es Schwarzen verboten einfach in die Stadt ziehen. Nachdem die Gesetze aufgehoben waren gab es Massenstroeme in die Staedte aber natuerlich keine Unterkuenfte fuer diese Menschen. So bildteten sich diese informal settlements. Das koennen Wellblechhuetten sein, alte Autos usw. sobald eine leere Flaeche gefunden wird und niemand sie daran hindert bilden sich diese Siedlungen. Heute fand ein Marsch statt weil diese Siedlungen teilweise seit ueber 10 Jahren vorhanden sind und wachsen, die Menschen keinen Strom und vorallem kein Wasser haben, die Bewohner dieser Siedlungen werden stigmatisiert, sie werden als Kriminell und asozial dargestellt. Das schlimme ist, dass die Stadt, die sich eine Stadt nennt, which cares! ignoriert die Anliegen der Anwohner komplett. Diese Demonstration heute war mit einer einzigen Forderung verbunden:
Ein verbindliches Datum fuer ein Zusammentreffen der Vertreter der Siedlung und Zustaendigen von der Stadt. Bisher hat die Stadt sich geweigert, sich mit den Menschen zu treffen und ihren Probleme zu zuhoeren.

Es ist immer wieder erstaunlich wieviele Welten in diesem einzigen Land zu finden sind. Immerhin gibt es hier eine kleine Oberschicht, die sehr gut verdient, die alle ihre Pools usw. haben und dann auf der anderen Seite die aermsten der Armen.

DieKinder aus den Siedlungen haben kaum eine Chance im Leben. In der Schule, falls sie zur Schule gehen, werden sie wie Aussaetzige behandelt, niemand moechte etwas mit ihnen zu tun haben, sie haben keine Uniformen, kein Lunch, keine Schulmaterialien...

Wir hoffen, dass die Stadt nach der Demo heute gezwungen ist, sich mit diesem Problem auseinanderzusetzen und die Anliegen der Anwohner nicht laenger ignorieren kann! Sie koennen sie ignorieren solange sie sich nicht organisieren und solange sie keine Unterstuetzung von aussen bekommen. Aber mit der Hilfe von NGOs wie der DDP hier, lernen sie, wie sie ihre Forderungen formulieren und verpacken muessen, um Aufmerksamkeit zu bekommen und vor allem Medienecho!

Es ist traurig zu sehen, dass die Regierung, die ja vom ANC gestellt wird und die gegen eine Behandlung von Menschen als Menschen zweiter Klasse gekaempft hat selbst aehnliches tun. Natuerlich nicht offiziell und natuerlich nicht in diesem Ausmasse, aber wenn ich Menschen ignoriere - und es handelt sich hierbei nicht um ein paar Hundert sondern eher um ein paar 10 000 Menschen- und sie in Unwuerde leben lasse, dann behandel ich sie wie Menschen zweiter Klasse.

Ich weiss, dass wir, als Europaer hier sehr viele Dinge anders sehen als die Suedafrikaner selbst, egal welcher Gruppierung sie angehoeren, weil wir es mehr gewohnt sind, auf unseren Rechten zu pochen und uns laut zu machen fuer unsere Rechte. In Gespraechen merkt man, dass die Menschen hier sich nicht vorstellen koennen, dass ich sage, die Kriminalitaet hier ist ein Grund fuer mich nicht hier wohnen zu wollen, weil ich meine Freiheit zu sehr schaetze. Sie haben die Freiheit noch nie selbst erfahren und koennen sie sich nicht wirklich vorstellen. So wie man sich auch nicht wirklich vorstellen kann, was es heisst, dass man immer dessen gewahr sein muss, dass man jeder Zeit mit einer Waffe bedroht werden kann, egal wo, wenn man noch nie in einem Land war in dem das so ist.
Deshalb ist das Einsetzen fuer eigene Anliegen ein ganz anderes, auch weil man vielleicht nicht weiss, wofuer man kaempft! Deshalb ist der Umgang mit der Kriminalitaet hier ein anderer, weil sie einfach zu sehr Teil des alltaeglichen ist.

Ich merke selbst, ich schreibe etwas wirr... Ich belasse es deshalb dabei und komme ein andermal darauf zurueck ;)

Euch wuensche ich auf jeden Fall ein schoenes Woend und wie es aussieht, werde auch ich die Abende nicht in der Res. verbringen!

Kuesschen; Kuesschen

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